arcandor löst sich an der Börse in Luft auf
Unklarheit über die künftige Konzernstruktur lassen den Kurs weiter einbrechen.
Seit Donnerstag ist die Aktie des Unternehmens von 3,59 (Handelsschluss Mittwoch) auf am Freitag nur noch 1,89 abgestürzt. Damit ist das Papier einer der größten Verlierer am Dax, binnen eines Jahres ging sein Wert um 91,6 Prozent zurück (ftd). Der neuerliche Kursverlust führt die Aktie auf ein Zweijahrestief. Der Auslöser hierfür sind die am Donnerstag bekannt gewordenen Pläne von Arcandor, den Reiseveranstalter Thomas Cook möglicherweise zu verkaufen. Dessen in London separat gehandelte Aktie verlor dort in der vergangenen Woche immerhin 5,48 Prozent. Alles in allem gilt Thomas Cook für den Mutterkonzern jedoch als wichtiger Umsatzbringer. Bereits am 12.09. hatte die Ankündigung von Unicredit, die Aktie weiterhin zum Verkauf zu empfehlen, Unruhe ausgelöst. Die Begründung: Angeblich wolle sich der Anteilseigner Euler Hermes aus seinem Engagement bei arcandor zurückziehen.
Das Firmengeschäft läuft indes gar nicht so schlecht. Nach zwei mageren Jahren 2004 und 2005 mit Nachsteuerverlusten von 1,62 Milliarden bzw. 314 Millionen Euro, hat das Unternehmen in 2006 347 Mill. und im letzten jahr immerhin noch 135 Mill. Euro Nachtsteuergewinn eingefahren. Der Kursrutsch und der mögliche Verkauf von Thomas Cook haben rein finanzielle Gründe.
Arcanador hat eine dünne Kapialdecke und muss für das Weihnachtsgeschäft im großen Umfang Waren auf Pump in seine Kaufhäuser und in den Versandhandel bringen. Die Verlängerung dieser Kredite, arcandor ist nach eigenen Angaben mit 1,5 Milliarden Euro verschuldet (spiegel online), war bis zu dieser Woche fraglich; die Banken wollten Sicherheiten sehen. Die Royal Bank of Scotland als einer der größten Gläubiger hatte nach Medienberichten hierzu einen Verkauf von Thomas Cook gefordert. Das dies nach anfänglichen Dementi nun auch vom Konzern selbst nicht mehr ausgeschlossen wird, setzte die Aktie natürlich unter Druck. Nachdem jedoch nun zumindest die Finanzierung des Weihnachtsgeschäftes gesichert ist, könnte es nun bergauf gehen. Andererseits werden Karstadt und Quelle das schlechte Konsumklima unter den Privathaushalten in Deutschland wohl deutlich zu spüren bekommen. Independent Research ist trotzdem zuversichtlich, und empfiehlt den Kauf mit einem Kursziel von nach wie vor 8,5 €.
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