Microsoft will Yahoo übernehmen
Kampf der Giganten oder die Allianz der Verlierer gegen den ewigen Marktführer Google?
Wie Microsoft am heutigen Freitag verlautbarte, hat das Unternehmen ein Übernahmeangebot für den Suchmaschinenanbieter Yahoo vorgelegt. Dabei bietet der Softwareriese einen Aufschlag von 62 Prozent auf den gestrigen Aktienkurs von Yahoo.
Der lukrative Markt für Suchmaschinen wird momentan von Google dominiert; Mit über 50 Prozent Marktanteil (FAZ) ist das Unternehmen aus Palo Alto der wichtigste Ansprechpartner für alle, die im Internet zielgerichtet Werbung platzieren wollen. Yahoo und Microsoft sind im Suchmaschinengeschäft die stärksten Konkurrenten für Google, liegen mit weniger als zehn bzw. 23 Prozent Marktanteil aber weit abgeschlagen zurück (FAZ). Dabei gelang es immerhin Yahoo, im Internet noch einen geringen Profit von 700 Millionen US-Dollar zu erwirtschaften. Microsoft hingegen macht im Internet bislang Verluste. Zudem versucht Google (Gewinn 2007: 4,2 Milliarden US-Dollar) seit einiger Zeit, Microsoft mit webbasierter Anwendersoftware dessen ureigenste Domäne streitig zu machen. Es scheint sich in diesem Fall also ein Kampf der Giganten anzubahnen.
Die Nachricht ist heute das beherrschende Thema in den Wirtschaftsteilen der großen Tageszeiten gewesen. Dabei sind die Prognosen für den Erfolg des möglichen Zusammenschlusses sehr unterschiedlich. Das Handelsblatt sieht ein „gewaltiges Problem für Google“ und spricht gar von „Googles schwarzem Tag“. Dabei ist längst noch nicht klar, ob die Fusion überhaupt stattfinden wird; Yahoo prüft das Angebot bislang.
Der Kauf wäre wohl die größte Firmenübernahme in der New Economy seit der verlustreichen Übernahme von America Online (AOL) durch Time Warner im Jahre 2001.
Bei alledem bleibt zudem eine große Unbekannte: WikiaSearch der Wiki Foundation, die vor allem mit der Online-Enzyklopädie Wikipedia bekannt geworden ist. Zwar muss sogar der Chef Jimmy Wales auf der Seite einräumen, dass die Qualität der Ergebnisse bislang noch mager ist. Das Projekt ist wie das Lexikon der Foundation auf die kooperative Weiterentwicklung durch die User-Community angewiesen. Der Erfolg und die Qualität der Wikipedia haben aber schon einmal bewiesen, dass ein solches System generell funktionieren kann. Die Zuwachsmöglichkeiten für kommerzielle Unternehmen im Bereich Suchmaschinen könnten durch WikiaSearch also stark eingeschränkt werden.
Für Anleger interessant: Die Börse reagiert uneinheitlich auf die Nachricht. Der Kurs von Microsoft, der in den letzten Monaten geschwächelt hatte, verlor auch heute 6,8 Prozentpunkte. Im letzten Jahr Yahoo’s Aktie hingegen schoss am Freitag um 9,21 Prozent in die Höhe. Falls die Übernahme stattfinden und Microsoft über Yahoo endlich den Einstieg in die Online-Werbung schaffen sollte, wäre ein Aktienkauf von Microsoft zum jetzigen Zeitpunkt also eine hochprofitable Angelegenheit gewesen.
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