Unternehmensnachfolge: So gelingt die Übergabe
Im Jahr 2014 gab es Schätzungen zufolge 22.000 Unternehmensnachfolgen in Deutschland. Oft tritt der Geschäftsführer aus Altersgründen sein Amt an einen Nachfolger ab. Dabei wird die Übergabe jedoch oft nicht genau genug geplant und aus einem mühsam aufgebauten Lebenswerk kann schnell eine Insolvenz-Ruine werden.
Vom Familienkonzern zur Insolvenz
Bestes Negativ-Beispiel für so einen Fall ist das Unternehmen Schlecker. Der Gründer der ehemals milliardenschweren Drogeriemarkt-Kette Schlecker, Anton Schlecker, hat sich nicht hinreichend um die Nachfolge für sein Unternehmen gekümmert. Er wollte bis zuletzt – stur wie viele Altunternehmer nun mal sind – nicht von seinem Posten abtreten. Auch Überlegungen zu einem neuen, modernen Geschäftsmodell oder einer anderen Form von Gesellschaftsrecht lehnte er ab. Stattdessen beauftragte er seine beiden Kinder Meike und Lars mit einzelnen Projekten. Das Ende der Geschichte hat große Wellen geschlagen: Schlecker war insolvent, die Filialen mussten geschlossen und tausende Mitarbeiter entlassen werden.
Der Fall Schlecker macht deutlich, was auch die Umfrage der Deutschen Unternehmerbörse (DUB) ergab: 77 Prozent der befragten Unternehmer glauben, dass eine familiäre Nachfolge häufig der Grund für das folgende Scheitern der Firma ist. Beunruhigende Einschätzung: 95 Prozent aller kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland sind familiengeführt. Bei einer internen Übergabe fühlen sich die Kinder oft zur Übernahme gedrängt oder der Tradition wegen verpflichtet. Insgeheim wollen sie etwas ganz anderes machen und lassen das Unternehmen deshalb – bewusst oder unbewusst – an die Wand fahren.
Darauf kommt es an
Dabei kann eine Unternehmensnachfolge auch gut ablaufen. Damit eine Übergabe funktioniert, ist eine ausreichende Planung nötig – auch wenn Familienangehörige den Betrieb übernehmen sollen. Experten schätzen diesen Aufwand auf drei bis fünf Jahre ein. Der Nachfolger sollte über die nötigen Fähigkeiten verfügen und Interesse an der Weiterentwicklung der Firma haben. Ist ein externer Kandidat besser für den Job als Geschäftsführer geeignet, sollte der Altunternehmer seinen Familienstolz herunterschlucken. Emotionen stehen jedoch oft im Wege. Das bestätigen auch die Studienergebnisse: 84 Prozent der Befragten schätzen, dass der Senior selbst für die misslingende Unternehmensnachfolge verantwortlich ist, weil er nicht loslassen kann.
Externe Berater, wie die Anwälte Kramer & Partner oder andere Fachleute für Gesellschaftsrecht, können bei der Unternehmensübergabe beratend zur Seite stehen. Der Nachfolger sollte früh genug in den Führungsetage eingewiesen und über alle Strukturen und Prozesse aufgeklärt werden. Stellvertreter der Geschäftsleitung sind häufig eine gute Wahl für die Übernahme, genauso wie der zweite Gesellschafter, der als Geschäftsführer ebenfalls im Handelsregister registriert ist. Um nach der Übergabe nicht mit leeren Händen dazustehen, liegt es am Senior, sich frühzeitig nach einer neuen Beschäftigung, zum Beispiel als Berater, umzusehen. Auch wenn die Familie häufig an erster Stelle steht: Als Unternehmensnachfolger sind Angehörige nicht immer die beste Wahl. Eine gute Planung ist die zudem die Basis einer erfolgreichen Geschäftsübergabe.
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